Du erfährst in diesem Artikel, was Mutismus ist – sowohl bei Kindern & Erwachsenen. Am Ende hast du einen klaren Blick darüber. Du weißt, wie du damit umgehen besser kannst.
Hinweis: Ich gebe keinerlei medizinische oder psychologische Beratung, Diagnose oder Heilversprechen in dem Blog-Artikel über Mutismus. Auch ist es kein medizinischer Fachartikel, sondern nur eine persönliche Meinung. Nutze die hier vermittelten Informationen als Inspiration, jedoch konsultiere bitte einen Arzt oder Psychologen bei individuellen Problemen.
„Dennis, kennst du Mutismus?“
Weihnachten 2022. Ein lockeres Tischgespräch.
Da fragt einer: „Hast du schon mal von Mutismus gehört?“
„Hat das was mit Tieren tun, die sich verändern?“, meine Rückfrage.
„Nein! Aber Autismus kennst du?“
Das kenne ich sehr wohl. Schließlich behandle ich diese Störung ein wenig in meinem Buch, das erst kürzlich erschienen ist: Hochsensibel
Schließlich die Bitte an mich: „Da du dich schon lange mit Psychologie befasst – könntest du dich mit Mutismus vertraut machen und mir deine Gedanken dazu mitteilen?“
Das mache ich gerne. Deshalb schreibe ich jetzt diesen Artikel.
Was ist Mutismus? (Definition)
Mutismus ist eine Störung, bei der eine Person nicht mehr sprechen kann – obwohl sie körperlich dazu in der Lage wäre.
Es gibt
- selektiven Mutismus, d. h. eine Person kann in einigen Situationen sprechen, in anderen jedoch nicht, und
- totalen Mutismus, d. h. eine Person ist in keiner Lebenssituation in der Lage zu sprechen.
Der Mutismus kann angeboren oder erworben sein. Das heißt, entweder ist er bereits bei der Geburt da oder er entwickelt sich im Laufe des Lebens.
Wichtig ist auch, dass die Störung vorübergehend oder dauerhaft sein kann.
Manche Menschen schaffen es, auf andere Weise zu kommunizieren, z. B. durch Schreiben oder Zeichensprache.
Eine Vielzahl von Faktoren kann Mutismus verursachen, z. B. durch ein psychologisches oder emotionales Trauma, eine Hirnverletzung oder bestimmte Entwicklungsstörungen. Zu den Ursachen kommen wir noch später.
Mutismus bei Kindern
Kinder mit Mutismus haben in der Regel Schwierigkeiten, in bestimmten Situationen zu sprechen, z. B. in der Schule oder mit Fremden.
Zuhause oder in anderen vertrauten Situationen können sie jedoch normal sprechen. Dieser Zustand wird als selektiver Mutismus bezeichnet.
Es handelt sich um eine seltene Erkrankung, von der schätzungsweise 1 von 150 Kindern betroffen ist.
Selektiver Mutismus beginnt in der Regel in der frühen Kindheit und kann jahrelang bestehen bleiben, wenn man ihn nicht behandelt.
Bei der Behandlung von Kindern ist eine frühzeitige Diagnose und Eingreifen entscheidend. Mit der richtigen Behandlung und Unterstützung können Kinder lernen, in schwierigen Situationen zu sprechen. Dadurch werden sie sich wohler fühlen.
Mutismus bei Erwachsenen
Erwachsene können diese Störung im Laufe ihres Lebens als Folge eines traumatischen Ereignisses oder einer anderen einschneidenden Lebenserfahrung entwickeln.
Es kann sein, dass sie in der Vergangenheit die Fähigkeit zum Sprechen hatten, nun aber in bestimmten Situationen, z. B. bei der Arbeit oder im sozialen Umfeld, nicht mehr sprechen können.
Der Weg, Mutismus bei Erwachsenen behandeln, kann schwierig sein, da es oft darum geht, tief sitzende emotionale Probleme anzusprechen und mit den Auswirkungen der Erkrankung auf das tägliche Leben fertig zu werden.
Aber mit Geduld, Anleitung und Unterstützung können Erwachsene mit Mutismus die Fähigkeit zu sprechen wiedererlangen und ein erfülltes und zufriedenstellendes Leben führen.
Wie zeigt sich Mutismus? (Symptome)
Das offensichtlichste Symptom des Mutismus ist die Unfähigkeit zu sprechen.
Es gibt jedoch auch andere Symptome, die darauf hinweisen können, dass eine Person daran leidet.
Dazu können diese Symptome von Mutismus gehören:
- Extreme Schüchternheit oder soziale Ängstlichkeit.
- Schwierigkeiten beim Blickkontakt
- Schwierigkeiten, Freundschaften zu schließen oder an Gruppenaktivitäten teilzunehmen
- Schwierigkeiten im Sprachverständnis oder -gebrauch
- Mangelnde emotionale Ausdrucksfähigkeit
- Sich wiederholende Bewegungen oder Verhaltensweisen
- Körperliche Symptome wie Schwitzen oder Zittern
Mutismus Test
Hat mein Kind Mutismus? Habe ich Mutismus?
Je nach Lebenssituation stellst du dir diese Frage. Du hast die möglichen Symptome gelesen. Bist dir aber noch nicht sicher.
Nun, zuallererst: Wie bereits im Disclaimer oben erwähnt, ist dies kein medizinischer Fachartikel, sondern eine persönliche Meinung.
Auch solltest du dich nicht allein auf einen Online-Test verlassen. Sondern spreche mit Experten. Menschen, die sich auskennen auf diesem Gebiet.
Doch gibt es einen Mutismus Test, den ich dir hier vorstellen möchte.
Auf der Webseite des StillLeben e. V. kannst du testen, ob dein Kind Mutismus hat. Dabei ist das Ergebnis natürlich eine unverbindliche Einschätzung, kann aber für ein Arzt-Gespräch nützlich sein.
Du musst dir keine Sorgen machen, wenn du über dieses vertrauliche Thema im Internet etwas preisgibst. Du bleibst anonym.
Also, hier geht es zum Mutismus Test:
https://www.selektiver-mutismus.de/mutismustest/
Woher kommt Mutismus? (Ursachen)
Die Störung kann angeboren sein, d. h. sie ist bereits bei der Geburt vorhanden. Oder sie ist erworben, d. h. sie entwickelt sich später im Leben.
Angeboren ist die Störung relativ selten, und die genauen Ursachen sind nicht ausreichend bekannt. Erworbener Mutismus hingegen kann eine Vielzahl von Ursachen haben.
Einige der Ursachen von Mutismus können sein:
- Psychologische Faktoren: Die Störung kann durch Angst, Schüchternheit oder andere psychologische Faktoren verursacht werden, die es einer Person schwer machen, in bestimmten Situationen zu sprechen.
- Emotionales Trauma: Ein Trauma, zum Beispiel durch Missbrauch, kann dazu führen, dass eine Person emotional „herunterfährt“, was zum Verlust der Sprachfähigkeit führen kann.
- Hirnverletzung: Einige Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass die Störung durch eine Fehlfunktion in dem Teil des Gehirns verursacht werden kann, der die Sprache steuert. Ein Schädel-Hirn-Trauma oder ein Schlaganfall kann die Teile des Gehirns beschädigen, die für das Sprechen und die Sprache zuständig sind.
- Entwicklungsstörungen: Bestimmte Störungen, wie Autismus oder Sprachstörungen, können das Sprechen erschweren oder unmöglich machen.
Unterschied Mutismus & Autismus
Mutismus und Autismus sind zwei unterschiedliche Störungen, die jedoch einige Gemeinsamkeiten aufweisen und bei einigen Personen gemeinsam auftreten können.
Autismus, auch bekannt als Autismus-Spektrum-Störung, ist eine neurologische Entwicklungsstörung. Sie ist gekennzeichnet durch Schwierigkeiten bei der sozialen Interaktion, Schwierigkeiten bei der Kommunikation und sich wiederholende Verhaltensweisen.
Menschen mit Autismus haben mitunter Mühe, soziale Signale zu verstehen und sich effektiv auszudrücken.
Einige Autisten haben auch Sprachstörungen oder können überhaupt nicht sprechen, was als "nonverbaler Autismus" bezeichnet wird.
Selektiver Mutismus ist ein Zustand, bei dem eine Person in bestimmten Situationen, z. B. in der Schule oder mit Fremden, nicht sprechen kann, obwohl sie zu Hause oder in anderen vertrauten Situationen normal sprechen kann.
Obwohl sowohl Autismus als auch selektiver Mutismus einer Person das Sprechen erschweren oder unmöglich machen können, handelt es sich um unterschiedliche Erkrankungen mit unterschiedlichen Ursachen, Symptomen und Behandlungsansätzen.
Mutismus Therapie
Grundsätzlich ist zu beachten, dass es eine relativ seltene Störung ist. Die meisten Menschen, die in bestimmten Situationen Schwierigkeiten beim Sprechen haben, leiden nicht an dieser Störung.
Wenn du oder jemand, den du kennst, Schwierigkeiten beim Sprechen hat, solltest du unbedingt medizinische Hilfe in Anspruch nehmen, um die Ursache festzustellen und eine geeignete Behandlung zu finden.
Die Behandlung von Mutismus umfasst in der Regel eine Kombination von Therapien. Ziel der Behandlung ist es, den Betroffenen zu helfen, wieder sprechen zu können und ihr soziales und emotionales Wohlbefinden zu steigern.
Zu den häufigsten Behandlungen gehören:
- Logopädische Therapie: Eine logopädische Therapie kann Menschen helfen, ihre Sprechfähigkeit wiederzuerlangen, indem sie an ihren Sprach- und Sprechfertigkeiten arbeiten.
- Verhaltenstherapie: Eine Verhaltenstherapie kann betroffen Personen helfen, ihre sozialen Ängste und Schüchternheit zu überwinden.
- Medikation: In einigen Fällen kommen Medikamente zum Einsatz, um die persönlichen Ursachen des Mutismus zu behandeln, z. B. Angstzustände oder Depressionen.
- Familientherapie: Eine Familientherapie kann der Familie helfen, einen Angehörigen zu verstehen und zu unterstützen.
Mit dieser Störung zu leben, kann schwierig und isolierend sein. Das gilt sowohl für die betroffene Person als auch für ihre Angehörigen.
Mit der richtigen Behandlung und Unterstützung ist es jedoch möglich, dass eine Person wieder sprechen kann und ein erfülltes und zufriedenes Leben führen kann.
Es ist wichtig zu wissen, dass der Weg der Behandlung von Person zu Person unterschiedlich ist. Es dauert manchmal einige Zeit, bis die am besten geeignete Therapie gefunden ist. Wenn du oder jemand, den du liebst, mit Mutismus zu kämpfen hat, ist es wichtig, so bald wie möglich professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Welcher Arzt bei Mutismus?
Es gibt verschiedene Fachärzte oder Spezialisten, die bei Mutismus helfen können, unter anderem:
- Logopäden und Sprachtherapeuten: Diese Fachleute sind dafür ausgebildet, Menschen mit Kommunikationsstörungen zu helfen. Sie können mit dir Strategien für das Sprechen in schwierigen Situationen entwickeln und dir auch helfen, deine Kommunikationsfähigkeiten durch Übungen und Therapien zu verbessern.
- Psychologen oder Psychiater: Diese Mediziner können dabei helfen, die zugrunde liegenden psychologischen Probleme anzugehen, die möglicherweise zum dieser Störung beitragen. Sie können dir eine Therapie anbieten, z. B. eine kognitive Verhaltenstherapie oder eine Expositionstherapie, die dazu beitragen kann, Ängste und andere negative Emotionen abzubauen, die dich möglicherweise am Sprechen hindern.
- Kinderärzte: Bei selektivem Mutismus kann ein Kinderarzt das Kind untersuchen, um zugrundeliegende Erkrankungen auszuschließen oder es an einen Spezialisten zu überweisen.
- Schulpsychologen oder Schulberater: Kinder mit selektivem Mutismus können von einer Beratung in der Schule profitieren. Dort können sie Strategien erlernen, die ihnen das Sprechen im Klassenzimmer und in gesellschaftlichen Alltagssituationen erleichtern.
- Wenn die Störung durch eine neurologische Grunderkrankung verursacht wird, ist möglicherweise eine Überweisung an einen Neurologen erforderlich.
Vielleicht finden du auch Selbsthilfegruppen für Menschen, die an Mutismus oder ähnlichen Erkrankungen leiden. Diese können ein Gefühl der Verbundenheit vermitteln und eine wertvolle Quelle für Informationen und Unterstützung sein.
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Du hast diesen Artikel gelesen, vermutlich, weil du dir Sorgen machst. Über dein Kind oder dich selbst.
Ich wünsche dir von Herzen, dass du es schaffst, besser mit Mutismus umzugehen. Du bist nicht allein. Es gibt Communitys von Betroffenen und es gibt Therapien. Lass dir helfen!