Du glaubst an das Gute im Menschen und kannst dir nicht vorstellen, jemals Opfer von Betrug zu werden? Glückwunsch, du bist das perfekte Opfer!
Je gutgläubiger der Mensch ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass es eben doch passiert.
Kriminelle nutzen das Vertrauen anderer aus, um sie um Geld, Daten und Wertgegenstände zu bringen. Bei Senioren ist es der Enkeltrick, der schon mehrfach zu Schäden in immensen Höhen geführt hat, bei jüngeren Erwachsenen funktionieren andere Maschen.
Social Engineering hat Hochkonjunktur
Betrugsversuche werden oft durch Psychologie flankiert. Eine Methode, bei der Angreifer Vertrauen, Druck oder Emotionen ausnutzen, um dich zur Preisgabe von Informationen oder zu Zahlungen zu bewegen, nennt sich Social Engineering. Introvertierte und Extrovertierte ticken dabei unterschiedlich und werden somit auch unterschiedlich angegriffen.
Introvertierte reagieren oft auf schriftliche, gut formulierte Nachrichten. Sie vermeiden Konfrontation und prüfen weniger gern nach, was eine perfekt getarnte Phishing-Mail oder eine dramatisch wirkende Nachricht gefährlich macht. Extrovertierte hingegen sind offen, reagieren schnell auf Freundschaftsanfragen, Komplimente oder Anrufe und öffnen eher Links oder Dateien, weil sie sich sozial bestätigt fühlen.
Ich stelle dir im Folgenden vier bekannte Wege vor, wie Betrüger dir eine Falle stellen wollen. Falle nicht drauf rein und melde die Vorkommnisse im Zweifel der Polizei, um dich selbst und andere zu schützen.
1: Sie verwickeln dich in ein Gespräch
Du fährst im ICE, bist eigentlich gerade am Arbeiten und dann fängt der Nebenmann mit dir ein Gespräch an. Vielleicht hat er wirklich Interesse an Smalltalk, vielleicht möchte er dir aber auch einfach nur aufs Display schauen und deine Daten ausspionieren.
Dem kannst du entgegentreten, indem du als Privatperson einen klassischen Passwortmanager und im Business einen Passwortmanager für Unternehmen nutzt.
Du musst deine Zugangsdaten dann nicht mehr manuell eingeben, sondern bestätigst die Eingabe einfach nur mit einem Masterpasswort.
Achte außerdem darauf, deinen Bildschirm mit einem Sichtschutzfilter abzusichern – so können neugierige Mitreisende nichts erkennen. Wenn du nichts preisgibst, erkennst du schnell, ob dein Sitznachbar ein Gespräch sucht oder eher an deinen Daten interessiert ist.
2: Mitleidsmaschen ziehen bei vielen Menschen
Emotionen sind die größte Schwachstelle von Menschen. Betrüger erzählen dir von angeblichen Schicksalsschlägen, Krankheiten oder Notlagen und hoffen auf schnelle Hilfe. Wenn du spontan Mitleid empfindest, öffnest du den Geldbeutel oft, ohne die Geschichte zu hinterfragen.
Solche Methoden funktionieren, weil niemand in Notsituationen als herzlos gelten will. Ein kritischer Blick schützt dich. Prüfe, ob die Angaben wahr sind und spende lieber über bekannte Organisationen statt an Fremde. So hilfst du wirklich, statt Betrügern auf den Leim zu gehen.
Eine andere Form der Emotion ist Liebe. Romance Scam ist eine Taktik, bei der Betrüger auf Gefühle setzen, um Geld zu ergaunern. Sie gaukeln dir Liebe und Vertrauen vor, wollen aber in Wirklichkeit nur an deinen Geldbeutel. Besonders Dating-Plattformen und soziale Netzwerke sind davon betroffen – sei hier doppelt vorsichtig.
3: Spendenaktionen für leidende Tiere und Kinder über soziale Netzwerke
Unsere Gesellschaft gilt stellenweise als hartherzig, wenn es aber um Kinder und Tiere geht, werden die meisten Herzen weich. Genau das nutzen Betrüger aus, um dir dein Geld aus der Tasche zu ziehen.
Über soziale Netzwerke verbreiten sich Spendenaufrufe besonders schnell, oft mit emotionalen Bildern und gefälschten Geschichten. Ob die gezeigten, notleidenden Tiere oder Kinder tatsächlich echt sind, kannst du kaum nachprüfen.
Spendest du nur kleine Summen, tut es dir finanziell nicht weh. Für die Betrüger ist genau diese geringe Spendenbereitschaft der Gewinn, denn wenn 100 Menschen fünf Euro spenden, sind das bereits 500 Euro.
Tipp: Spende nur an geprüfte Organisationen, die ein offizielles Spendensiegel besitzen, wie das DZI-Siegel.
4: Deepfakes für Erpressungen durch KI noch leichter geworden
Mit moderner KI-Technologie sind täuschend echte Sprachaufnahmen oder Videos möglich, sogenannte Deepfakes. Betrüger nutzen sie, um vertraute Personen vorzutäuschen oder Opfer unter Druck zu setzen. Ein Anruf mit einer bekannten Stimme führt schnell dazu, dass sensible Daten herausgegeben oder Gelder überwiesen werden.
Die Technologie wird immer schwerer zu durchschauen, sodass du heute ein gesundes Maß an Skepsis brauchst, um dich zur Wehr zu setzen. Wann immer jemand Geld von dir fordert, prüfe die Forderung nach. Ein Kontrollanruf bei der Person ist Pflicht, um Betrügern den Wind aus den Segeln zu nehmen.
So bleibst du auf der sicheren Seite
Zusammenfassend lässt sich sagen: Betrüger kennen die menschlichen Schwächen genau und passen ihre Maschen daran an.
Introvertierte werden häufiger mit schriftlichen Nachrichten oder stillen Tricks konfrontiert, während Extrovertierte eher durch direkte Kontakte, emotionale Appelle oder Anrufe ins Netz gehen.
Ob Gespräch im Zug, Mitleidsmasche, gefälschte Spendenaufrufe oder Deepfakes – jede Betrugsform spielt mit Vertrauen, Gefühlen oder dem Bedürfnis nach Nähe.
Entscheidend ist, die eigene Persönlichkeit zu kennen und sich bewusst zu machen, wo man selbst angreifbar ist. Wer seine Reaktionen kritisch hinterfragt und im Zweifel eine Pause einlegt, bevor er handelt, schützt sich am besten – egal ob introvertiert oder extrovertiert.